Meine Reise als Lymewarrior begann im Frühjahr 2015. Die ersten warmen Temperaturen und Sonnenstrahlen haben sich gezeigt, also packte ich die Picknickdecke ein und setzte mich in den Englischen Garten gleich ums Eck von meiner Wohnung.
Autsch – was ist denn das?
Auf einmal sticht es mir in meine rechte Pobacke. Es fühlte sich wie ein Nagel an, ich greif also an diese Stelle. Aber nichts. Ganz schön schmerzhaft, dachte ich mir. Kurzerhand schaue ich um mich herum, wieder nichts. Ich steh auf und dann entdecke ich ein fliegenartiges Wesen, die kann mir doch nichts. Doch diese Stelle tat nach einer Weile immer noch weh. Also machte ich mich auf den Weg nach Hause …
Wenige Tage später fühlte ich mich krank, ich ging zum Hausarzt und er fragte mich direkt, ob mich eine Zecke gebissen hätte, ich verneinte. Dann fiel mir plötzlich ein, dass ich diesen komischen Stich hatte, die Stelle war noch immer mehrere Zentimeter rot. Nach einer Woche war ich wieder fit und ich vergaß alles.
Kurz daraufhin hatte ich einen Snowboard Unfall. Mir war es auf der Piste immer wieder schwindelig geworden. Ich wusste nicht mehr wo oben und unten war. So hatte es mich einige Male überschlagen. Der letzte Sturz hatte es in sich: ich brach mir 2 Halswirbel, erlitt einen Bandscheibenvorfall und mein Rückenmark war gequetscht.
Im Krankenhaus sagte man mir, ich benötige eine Operation. Die OP musste dann jedoch abgesagt werden, da ich mich kurzfristig erkältet hatte. Ich erholte mich, Schmerzmittel und Relaxane wurden die nächsten Monate meine Begleiter. Später kämpfte ich immer wieder mit Taubheitsgefühlen in den Armen und Beinen. Das Krankenhaus drängte zur OP, doch in der Zwischenzeit war ich zur Physiotherapie in Behandlung.
„Hast du dich schon einmal mit MS oder Borreliose befasst?“
Das waren nach wenigen Sitzungen die Worte meiner Physiotherapeutin. „Deine Symptomatiken passen nicht zu der Höhe deiner Verletzungen – auch mein Chef und die Kollegen teilen diese Meinung…“ Die Ärzte belächelten diese Expertise und sagten mir, sie könnten nichts machen, wenn ich mich nicht operieren lassen.
Wie ein Chamäleon
So folgten Krankenhausaufenthalte und Dauererkrankungen, es schlichen immer mehr Symptomatiken ein, sie kamen und gingen, wie sie wollten. Mal lag ich eine Woche lang wegen einer Gesichtslähmung im Krankenhaus, oder hatte Probleme als sportliche Person Treppen bis zum ersten Stockwerk ohne Pause zu bewältigen. Die Liste ist lang, von Beine einfach wegkippen, zu Kopf nicht halten können, die neurologischen Ausfälle nahmen stetig zu, begleitet von Müdigkeit und Erschöpfung, die ich in meinem Leben so noch nie erfahren hatte.
Angst bekam ich erst, als ich meine klaren Gedanken nicht mehr aussprechen konnte und Sprachstörungen entwickelte.
Wanderpokal
Es folgten wiederkehrende Untersuchungen bei verschiedenen Neurologen, die mich wie einen Wanderpokal weiterreichten, sie untersuchten immer wieder das selbe, Hauptsache man konnte bei den Krankenkassen abrechnen, wenn es nicht mehr rentable war, hiess es „wir können nichts für Sie machen!“ In dieser Zeit war ich am Ende. Eine Ärztin ist mir im Kopf geblieben, Sie war so ehrlich zu mir und gab zu, dass Sie mit Ihrem Latein am Ende sei und Sie vom Wissen her leider nicht spezialisiert genug sei. Damals empfand ich ihre Sicht der Dinge sehr enttäuschend und verletzend. Heute mit etwas Abstand betrachtet war sie aufrichtig und auf Augenhöhe.
Es gab aber auch einen Arzt, der daran stark klammerte, dass er bei mir Multiple Sklerose vermute. Er verordnete mir also ein MRT/MRI am Kopf. Wartezeit bis zu diesem Termin waren 2 Monate. Mit diesem Wissen ließ man mich mit diesem Wissen stehen. Meine Physiotherapeutin war entsetzt, und ich mit meinen Nerven am Ende.
Diagnose „Ich bin ein Lymewarrior“
Derweil erinnerte ich mich an einen Privatarzt, den ich früher wegen meiner Halswirbelfrakturen aufsuchte. Als Arzt war er anfangs in der Orthopädie tätig, später spezialisierte er sich auf naturheilkundliche und alternative Therapieverfahren. Er schaute sich sämtliche Befunde an und äußerte seine Vermutung, dass es eigentlich auf der Hand liegen würde. Dann schlug er mir eine Blutuntersuchung mittels Dunkelfeldmikroskop vor, dies bestätigte seine Vermutung.
Er zeigte mir die Aufnahmen meines Blutes, ich sah spiralförmige Schwimmer und erklärte mir: Das sind die Übeltäter, Sie haben Borreliose. Ich bin also ein Lymewarrior!, holy shit. Er fuhr aufgrund meiner mitgebrachten Befunde fort, dass es damit allein nicht getan sei: „Sie haben auch noch chronisches Pfeiffrisches Drüsenfieber (EBV) und Pilze im Blut, und nicht zu vergessen die HPU. Bitte lachen Sie sich nicht auch noch Parasiten an!“
Alternative Therapie
Wir besprachen meine Therapie, die nicht aus Antibiotika, sondern aus naturheilkundlichen Mitteln bestand. Warum? Er sagte mir „ich kenne viele Menschen, die Borrelien haben, davon sind aber nur wenige infiziert. Die Menschen, die mit Antibiotika behandelt wurden, hatten Rückfälle oder keinen Therapieerfolg.“ Ich vertraute diesem Arzt, deswegen ging ich den naturheilkundlichen Weg. Schon kurze Zeit später hatte ich große Erfolge.
Um meine Genesung zu unterstützen, wurde ich stationär in eine naturheilkundliche Klinik eingewiesen. Dort habe ich einige Hyperthermie Sitzungen erhalten, das bedeutet, es wird ein künstliches Fieber erzeugt. Denn wenn Borrelien eins nicht mögen, dann ist es Hitze. Ich habe diese Sitzungen geliebt, denn wenn „das Fieber“ vorbei war, fühlte ich mich wie neugeboren. Tschüss Borreliose, ich bin ab jetzt kein Lymewarrior mehr – dachte ich…!
Alles hat ein Ende, nur die Borreliose nicht…
Lymewarrior zu sein endet nicht von heute auf morgen, nur weil man die Borreliose. Ziel ist übrigens nicht die Borrelien auszurotten, sondern sie in Schacht zu halten und das Immunsystem soweit zu stärken, dass es mit der Borreliose klar kommt. Ich merke sehr schnell, dass ich nicht so belastungsfähig bin, dass mir Alkohol nicht gut tut oder dass ich auch längere Erholungsphasen benötige. Früher tanzte ich auf 2 Partys gleichzeitig oder war 3 Tage wach, ich war voller Energie, wie ein Duracell-Hase.
Mit der Borreliose ist es ganz anders, ein Lymewarrior benötigt oft viel Schlaf, Ruhe. Mein Stresslevel steigt sehr schnell und schon entzünden sich meine Gelenke. Alltägliche Dinge sind nicht mehr selbstverständlich oder einfach, sondern anstrengend. Für mich ist es okay.
Leider fühle ich mich von meinem Umfeld nicht verstanden. „Du musst dich wieder hochraffen“, „stell dich doch nicht so an, ich bin auch müde“ oder ähnliche Sprüche konfrontieren mich dann. Sie können diese heimtückische Erkrankung mit den 1000 Gesichtern nicht im geringsten verstehen. Aber damit muss ich lernen zu leben, so wie ich es mit der Borreliose gelernt habe.
Wie sind deine Erfahrungen als Lymewarrior und dein Weg bis zur endgültigen Diagnose? Welche Hürden bringt dein Lymewarrior-Alltag mit sich? Oder fragst du dich, ob du auch Borreliose hast? Dann klick hier und schau dir einpaar Informationen dazu an. Schreib mir gern einpaar Zeilen!
Dein Lymewarrior Karina
